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Trübe Aussichten: HR-Arbeit stark unterschätzt

Geschrieben von Silke Katterbach

Im Rahmen der Lehrveranstaltung „Wirtschaftspsychologie“ im Masterstudiengang BWL und WiWi an der Universität Bremen führten die Studierenden (nicht repräsentative) Interviews mit Personalverantwortlichen in Unternehmen durch. Ziel war es herauszufinden, wie die Rolle von HR verstanden wird und welchen Nutzen die Unternehmen aus einem systematischen HR Management ziehen. Zwei grundlegende Aussagen sind aus dem hervorragenden Engagement der Studierenden abzuleiten:

  1. Große Unternehmen praktizieren Human Resources Management nach wie vor auf der Ebene der Verwaltung und Schulung ihrer Mitarbeiter. Zwar reagieren sie dabei auf aktuelle Trends (Fachkräftemangel, Generationswechsel, allgemeine Veränderungen in der Gesellschaft und Wirtschaft), sind aber keineswegs in der Rolle eines Ideengebers oder Innovators.
  2. Kleinere Unternehmen, insbesondere aus dem technischen Umfeld, lehnen eine systematische HR-Funktion sogar ab. Autoritäre Chefs sehen sich in der alleinigen Funktion, sowohl das Business, als auch die Menschen, die dafür arbeiten, zu „regieren“.

Auch wenn wir es nicht mit repräsentativen Daten unterlegen können, gilt: Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, kann man nur der traurigen Wahrheit ins Gesicht sehen: Personalarbeit, also die Auseinandersetzung mit den Menschen, die arbeiten und deren Bedürfnisse sich stark verändert haben, findet kaum seinen Platz in deutschen Unternehmen. Ideenloses „Business as usual“ verhindert eine zukunfts- und erfolgsorientierte Entwicklung. Als Erfüllungsgehilfen eines shareholder-value-getriebenen Managements verfolgt HR nicht die Aufgaben, die einen Mehrwert generieren: Innovation, Flexibilität und eigenverantwortliche Mitarbeiter. Flexible Arbeitszeit- und Führungsmodelle bleiben ebenso auf der Strecke, wie eine eindeutige Positionierung von HR als strategiegebende und zukunftsorientierte Institution im Unternehmen. Nach wie vor wird Personalarbeit als notwendige Verwaltungseinheit begriffen, die neben juristischen Auseinandersetzungen um Arbeitsverhältnisse ausschließlich dazu dient, einen Status Quo aufrechtzuerhalten, der den zukünftigen Herausforderungen bei weitem nicht mehr gerecht wird. Einmal mehr muss sich HR neu erfinden, seine Rolle als maßgebliche Instanz bei der Zukunftssicherung positionieren. Ein eklatantes Defizit zwischen Bedarf und Umsetzung eskaliert langsam aber sicher zu einem Desaster.