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Talente fördern und halten

Geschrieben von Silke Katterbach

Das wollen alle. Und der Markt der unterstützenden Werkzeuge für Talente und Talentförderung boomt. Werkzeuge zur Talentauswahl und Förderung, mmhhh…, darüber muss ich nachdenken, denn es klingt in meinen Ohren sehr technokratisch. Aber vielleicht stelle ich mich da wieder viel zu idealistisch-verklärt an. Von vorne: Die „guten Leute“ sind sehr begehrt, nicht nur in Unternehmen, sondern auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen. Sie sind klug, innovativ, bringen Dinge voran, können schnell Situationen einschätzen und sind in der Lage, adäquat zu agieren. Sie besitzen also ein „Bündel“ an Eigenschaften, die wir unter dem Begriff Talent zusammenfassen. Eine gute und oft sehr erfolgreiche Strategie, diese Talente zu entdecken ist, na? Eine Idee? Genau: die Intuition. Kostet nix und bringt gerade im Mittelstand, in kleinen Unternehmen oder Institutionen großartige Menschen ans Tageslicht. Ein Chef oder Personaler mit dieser intuitiven Entdeckergabe ist Gold wert. Was aber, wenn man diesen Menschen fragt, woran genau er denn Talente erkennt? „Das hat man eben im Gefühl“, könnte die Antwort sein. Das reicht in größeren Zusammenhängen leider oft nicht aus. Da wollen wir eine Strategie, einen Prozess, mit dessen Hilfe wir unabhängig von Personen „objektiv“ Talente bestimmen können. Ein Messverfahren oder eben ein Werkzeug. Da gibt es einiges im Angebot: Vom Persönlichkeitstest, um die Begabung zu messen, zur Software, um sie verwaltbar zu machen bis hin zum Monitoring, um die bestmögliche Entwicklung zu gewährleisten.

Das kann sich nicht jeder leisten, und das ist auch gar nicht immer notwendig.

Heinrich Zille, nach dem Unterschied zwischen Genie und Talent befragt: „Talent kriegt Jehalt.“

Mit einem sehr geschätzten Kollegen durfte ich nun, ausgestattet mit einem kleinen Budget, ein etwas anderes Talent-Programm zusammenstellen und realisieren. Der Ausgangspunkt ist eine nicht vorhersehbare Unternehmensentwicklung bei enormem Markt- und Wettbewerbsdruck. Nach diversen Wechseln im Management und massiven Personaleinsparungen wurde aus dem allumfassenden Talent-Management-Ansatz, den wir zunächst verfolgten, ein sehr pragmatisches „Retention-Programm“, also etwas, das in der Lage ist, die vielversprechenden Potenzialträger an das Unternehmen zu binden; die nämlich, die in der Lage sind, die Unternehmenszukunft tatsächlich mit zu gestalten. Wir haben uns dazu entschieden, Coaching als zentrales Element dafür zu nutzen. Einen gezielten Förderansatz also, der die individuellen Voraussetzungen jedes Einzelnen mit den Organisationszielen verbindet. Auch in der Kommunikation dieses Programms wurde den jungen Teilnehmenden verdeutlicht, dass das Unternehmen ihnen keinen sicheren Arbeitsplatz für die nächsten Jahrzehnte garantieren, dafür aber ein Programm anbieten kann, das ihre persönliche Entwicklung, und damit ihren „Wert“ auf dem Arbeitsmarkt extrem anreichert. Die von ihren Führungskräften nominierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer durchlaufen drei Mal zwei Tage Training zu den Überschriften „Personality“, „Team“ und „Organization“. Inhaltlich heißt das: Sie lernen zunächst sich selbst besser kennen, um gestärkt in Teamsituationen aufzutreten und dadurch die Organisation zu stärken. Unter der Überschrift „Coaching“ verstehen wir dabei die individuellen Selbstcoaching-Kompetenzen, die wir systematisch durch alle drei Module fördern.

Mir macht es eine Riesenfreude, mit den Talenten zusammen auf die Reise zu gehen, ihre Kompetenzen für sich und das Unternehmen zu entdecken und zu fördern. Und scheinbar den Teilnehmern auch.